Tirols bester Koch - TT-Interview / 18. Februar 2008
von Irene Heisz
Auszug: Tirols bester Koch. Martin Sieberer ist ein akribischer Arbeiter, der sich abgewöhnt hat, sich von Gourmetführer-Wertungen verrückt machen zu lassen.
„Solang ich mir treu bleibe, kann mir nichts passieren!“ (Martin Sieberer)
TT: Haben Sie heute schon etwas gegessen?
Martin Sieberer: Ein Koch isst selten, weil er den ganzen Tag isst – man muss ja probieren. Was wir aber in der Familie zelebrieren, ist das Frühstück.
TT: Was gibt‘s da so?
Sieberer: Die Kinder sagen immer, sie genießen es, woanders zu sein, weil es dort kein Obst gibt ... Bei uns ist das Pflicht, und in Wahrheit mögen sie es eh. Wenn man es den Kindern vorlebt, lernen sie, was ein gepflegtes Essen ist. Dazu gehört, dass sie sich in der Küche austoben dürfen. Und dazu gehören auch rituelle Kino-Ausflüge, die wir mit einem Besuch bei McDonalds oder Burger King beschließen.
TT: Sie haben keine Angst um Ihren Ruf, wenn Sie in der Fast-food-Bude gesehen werden?
Sieberer: Hab ich nicht, nein. Weil für mich zunächst einmal alles seine Berechtigung hat. Am Würstlstand oder in der Paznaunerstube – es kommt darauf an, es gut zu machen. Schlimm ist nur, wenn geschlampt wird.
TT: Wurde in Ihrem Elternhaus das Familienleben auch so bewusst gepflegt?
Sieberer: Wir waren sechs Kinder, bei uns zu Hause sind nicht nur zum Essen alle um den Stubentisch gesessen. Dort wurde alles besprochen. Ich bin in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, aber ich hatte nie das Gefühl, etwas zu entbehren. Im Rückblick empfinde ich es als schön, wie wir gelebt haben. Vielleicht liebe ich das Paznaun auch deshalb – obwohl ich oft höre: Brutal, in so einem engen Tal! ...